Historie

Historisches zu Rundstrahler

Wenn man heute über rund strahlende Lautsprechersysteme redet, fallen einem als kundigen HiFi-Fan Namen wie z.B. Duevel, Mundus, Visaton oder, ich wage es gar nicht zu hoffen, Backustic ein.

Alles zum teil sehr junge Firmen. Deshalb ist man allgemein der Meinung, Rundstrahler seien in der jüngsten Vergangenheit entwickelt worden. Weit gefehlt. Die Entwicklung von rund strahlenden Systemen fiel in die dunkle Zeit des Dritten Reiches.

Die wichtigste Waffe des Hitler-Regimes war damals die Propaganda. Da das Massenmedium Rundfunk noch nicht soweit wie in unserer Zeit verbreitet war und das Fernsehen praktisch noch nicht existierte, wurde das Volk durch politische Reden auf Massenkundgebungen manipuliert. Hier entstand nun der Bedarf nach technischen Hilfsmitteln, die das Wort des Redners laut und verständlich an jedes Ohr der Hörer brachte. Diese Herausforderung nahm die Firma Telefunken auf und entwickelte Geräte zur Beschallung von Großflächen. Dazu gehörte auch der Telefunken „Pilzlautsprecher“, ein echter Rundstrahler, der zum ersten Mal am 1. Mai 1934 für die Beschallung einer Kundgebung auf dem Tempelhofer Feld eingesetzt wurde.

wigge1934_31.pngHier ein Auszug aus dem Brockhaus von 1935 zum Thema Lautsprecher:

"Bei großen Massenkundgebungen hat sich als Nachteil der bisherigen Lautsprecherkonstruktionen ergeben, daß sich die Schallwellen der einzelnen L. überstrahlen. Dieser Nachteil wird durch den von Telefunken 1933 entwickelten Pilzlautsprecher vermieden. Er besteht aus zwei ineinander-gesteckten, nach oben offenen Trichtern von genau berechneter Form, die die Schallwellen nach allen Seiten hin gleichmäßig verteilen. Unten befindet sich das Antriebssystem. Wie bei einer erhöht aufgehängten Lampe, die das Licht im weiten Umkreis nach unten wirft, werden die Schallwellen in einer bestimmten Entfernung den Boden erreichen. Der Wirkungskreis eines solchen L. ist also genau begrenzt. Stellt man nun einen andern gleichen L. in entsprechender Entfernung auf, so werden sie sich gegenseitig nicht stören, dagegen ist ein gleichmäßiges Schallfeld vorhanden. Derartige L. wurden zum erstenmal in großer Anzahl am 1.Mai 1933 auf dem Tempelhofer Feld benutzt."


Aber die Konkurrenz schlief nicht, deshalb brachte 1935 die Firma Körting den Ampellautsprecher und 1936 Becker & Co. den Lautklinger auf den Markt. Auch andere Firmen wie z.B. Siemens oder Lorenz versuchten hier ihr Glück, jedoch Telefunken war und blieb der Marktführer.

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs wurde es still um diese Technik und sie geriet mehr oder weniger in Vergessenheit. Auch die Entwicklung und Einführung der Stereotechnik in den 60er Jahren änderte nichts daran. Obwohl es sinnvoll gewesen wäre hier Rundstrahler einzusetzen, blieb man bei der antiquarischen Bauform von Lautsprecherboxen und diese eingefahrene Schiene wurde bis heute fast nie verlassen.

Leider wurde uns aus urheberrechtlichen Gründen die Bezugnahme auf die Person, deren wir die Weiterentwicklung der akustischen Rundstrahler massgeblich verdanken, untersagt.

Klick hier für mehr.......